KUZU ZANGPO

aus Bhutan
Nach dem wir die erste Nacht in Bhutan im Grenzort Puntsoling verbracht hatten, starteten wir zu unserer lange gehegten Traumreise, einer Reise in eines der geheimnisvollsten Länder des Himalaya, in das kleine Königreich Bhutan. In ein Land, das bis 1999 noch keinen Fernsehen kannte, das die Anzahl der Touristen immer noch staatlich reguliert und seine traditionellen Werte bis heute bewahren konnte. In der Sprache Bhutans heisst das Land „Druk Yul“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Land des Donnerdrachens“. Das kulturelle Leben der Menschen wird vor allem durch den fest in der Bevölkerung verankerte tibetische Buddhismus geprägt. Von den 700'000 Einwohnern sollen etwa 6000 als Mönche in über 2000 Klöstern leben. Doch noch immer ist es unmöglich, das Land als Einzelreisender zu besuchen, mit einer Eintrittsgebühr für Transport und Unterkunft von 160 US Dollar pro Tag, werden nur etwa 5000 Touristen pro Jahr in dieses „Land of Happiness“ gelassen. Dadurch soll das Land vor negativen Einflüssen des Tourismus auf Kultur und Natur bewahrt werden und von negativen Effekten einer schlecht geplanten und sprunghaften Entwicklung verschont bleiben. Am frühen Morgen verliessen wir also mit einem kleinen Reisebus den im indischen Flachland liegenden Grenzort Puntsoling. Anfangs fuhren wir durch dichtes Waldgebiet, dann ging’s auf einer mehr oder wenig guten Serpentinenstrasse, die sich am Rande eines Abhangs windete, talaufwärts, vorbei an Reisfeldern und kleinen Dörfern. Hin und wieder konnten wir am Strassenrand zierliche Frauen erblicken die am Schotterschaufeln waren. Strassenbau ist Frauenarbeit, wie alle Gastarbeiter kommen sie aus Indien oder Bangladesch. Ab und zu mussten wir anhalten, weil 2 Lastwagen beim kreuzen Schwierigkeiten hatten. Endlich, nach 7 Std. Fahrzeit (für 180 km), erreichten wir gegen Abend unser Ziel, Thimpu, die auf 2320 M.ü.M liegende Hauptstadt von Bhutan. Diese lebhafte Stadt liegt am Thimphu-Fluss und zieht sich bis in die Hügel des Thimphu-Tals hinein. Nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen hatten machten wir uns noch ein wenig auf den Weg um uns in Thimpu, einer der ungewöhnlichsten Hauptstädte unserer Erde umzusehen. Es ist eine Kleinstadt ohne Hochhäuser, ohne Ampeln, ohne Bahnstation und Häuserfassaden die wie aus dem Märchenbuch aussehen. Die mehr als 50‘000 Einwohner setzen sich hauptsächlich aus dem staatlichen Klerus, der königlichen Familie, Regierungsmitgliedern, Beamten und einer ständig wachsenden Mittelschicht zusammen. Der erste Tag unseres Aufenthalts war für Entdeckungen in Thimphu reserviert. Als erstes schauten wir uns den Memorial Chorten an, dessen goldene Spitze das gesamte Stadtbild von Thimphu beherrscht. Er wurde 1974 zum Gedenken an König Dorji Wangchuk, den 1972 verstorbenen dritten König Bhutans errichtet. Nach dem Betreten des Eingangstors mussten wir uns zuerst einem kleinen Reinigungsritual unterwerfen, dann ging’s durch eine Gartenanlage, vorbei an riesigen Gebetsmühlen, die von gläubigen in Bewegung gehalten wurden, zum Chorten, welcher unentwegt von Pilgern umrundet wurde. Im Innern konnte man an den Wänden Malereien verschiedener Schutzgottheiten bewundern. Im Gegensatz zu anderen Chorten handelt es sich hier um eine Kapelle in welcher der tantrische Buddhismus in seiner Vielschichtigkeit dargestellt wird. Von der obersten Plattform konnte man das Treiben in aller Ruhe beobachten. Auf dem Weg zum Wochenmarkt kamen wir zur belebtesten Kreuzung im Zentrum der Stadt, mitten auf der Strasse stand ein kleines, buntes mit Drachenmotiven verziertes Polizistenhäuschen, ein Verkehrspolizist leitete dort mit gezielten Armbewegungen den Verkehr. Noch heute rühmt sich Thimpu, die einzige Hauptstadt der Welt ohne Ampel zu sein. Beim Changlimethang, dem nationalen Sportgelände, konnten wir den Bhutanern beim Ausüben ihres Nationalsports, dem Bogenschiessen zuschauen. Geschossen wird seit alter Tradition mit einem Bambusbogen und Bambuspfeilen. Dabei gilt es die im Durchmesser etwa 30 Zentimeter grossen Holztafeln aus 120 bis 140 Meter Entfernung zu treffen, wobei im Wettkampf immer zwei Mannschaften gegeneinander antreten. Bei einem Treffer bricht die Mannschaft, welche aus 11-13 Mitgliedern besteht, in lauten Jubel aus und vollführt einen rituellen Freudentanz. Ein herrlicher Blickfang, wir wohnten kurz einem solchen Wettkampf bei und liessen uns von der Zielgenauigkeit der Bogenschützen überzeugen. Selbstverständlich trugen auch hier die Schützen den "Gho", die traditionelle Männertracht, statt den schwarzen Schuhen waren hier aber Turnschuhe angesagt. Dann gings weiter zu dem am Ufer des Wang Chu Flusses stattfindenden Wochenendmarkt, der als grösster Markt in ganz Bhutan gilt. Aus allen Himmelsrichtungen kommen Menschen hierher um Ihre Waren anzubieten. Während auf der einen Seite des Flusses Wang Chu vor allem Kartoffeln, Chilischoten, Knoblauch und Obst verkauft werden, erreicht man nach dem Überqueren einer mit vielen Gebetsfahnen geschmückten Holzbrücke, den Teil des Marktes wo Souvenirs, Trachten, kleine Gebetszylinder und Musikinstrumente angeboten werden. Anschliessend galt unser Besuch dem grössten Zong in Thimphu, dem Tashichho Dzong. Das wie eine Festung ausgebaute buddhistische Kloster dient seit den 50er Jahren als Sitz der Regierung, hier sind der Thronsaal des Königs, die Ministerien sowie das grösste Kloster des Landes untergebracht. Um überhaupt den Dzong betreten zu dürfen mussten wir zuerst eine Sicherheitsschleuse passieren. Der Dzong dient dem religiösen Oberhaupt Bhutans er als Sommerresidenz. Wir durften hier einer Puja, einer zeremoniellen buddhistischen Andacht, die vom höchsten geistlichen Würdenträger von Bhutan, dem Je Khenpo, zelebriert wurde, beiwohnen. Das mystische Ritual von Trommelwirbeln, klingelnden Glöckchen, brennenden Kerzen und vor sich hin murmelnden, in Achtsamkeit versunkenen Mönchen, von denen einige in ein langes Horn bliesen, verbreitete eine ganz besondere Atmosphäre. Nach dem Mittagessen fuhren wir an den Rand von Thimpu, zum Motithang Mini-Zoo der sich mitten in einem Kiefernwald befand und dem Takin gewidmet ist. Der Takin, ein einzigartiges Tier das sich am ehesten als ein hirschähnliches Gnu beschreiben lässt, es soll der Legende nach von einem buddhistischen Priester, durch Aufsetzen eines Ziegenkopfes auf einen Kuhkörper, erschaffen worden sein. Interessant war weniger der kleine Zoo selbst, sondern dessen Geschichte. Vor einigen Jahren war der Tierpark viel grösser, da aber das Halten von Tieren in Gefangenschaft nicht zum Buddhismus mit seinem Respekt vor allen Lebewesen passte, beschlossen die Bhutaner die Käfige zu öffnen damit die Tiere in Freiheit leben konnten. Überraschenderweise kehrte allerdings der Takin als einziges Tier auf der Suche nach Futter immer wieder an diesen Ort zurück. Daraufhin wurde er zum Nationaltier Bhutans erhoben. Auf dem Rückweg besuchten wir das oberhalb des Thimphu Dzong liegende Nonnenkloster Drubthob Gompa. Vom Weg aus konnten wir einen herrlichen Blick über den Tashicho Dzong und die Hauptstadt werfen. Im Kloster leben etwa 35 bis 45 Nonnen, diese bieten alten Frauen und Waisenmädchen eine Heimat. Dann stand noch der Besuch des Textilmuseums an, in dem traditionelle Weberei gezeigt wurde, aber auch eine Einführung in die verschiedenen Trachten der in Bhutan lebenden Völker erfolgte. Unglaublich, wie viele verschiedene Stämme und Traditionen das kleine Land, nicht grösser als die Schweiz, beherbergt. Neben gewebten Stoffen und Holzskulpturen ist vor allem das handgeschöpfte Papier weit über die Landesgrenze hinaus bekannt. Grundlage für die Papierherstellung ist die Rinde von Daphne-und Edgeworthia-Sträuchern. Am Abend waren wir bei der Familie von Gyambo Sithey, einem politischen Analysten, eingeladen, dieser hat ein Buch über die ersten freien Wahlen im Lande, die im März 2008 stadtfanden, geschrieben. Wir wurden hier herzlich mit Tee, Schweizer Käse (produziert in Bhutan) und feinen Cakes bewirtet. Am Morgen bevor wir uns auf den Weg nach Punakha begaben, besichtigten wir das Postamt, hier konnten wir die berühmten Briefmarkensammlungen des Landes bewundern. In einem Shop im Innern der Post wurde das gesamte bunte Sortiment der Marken angeboten; ob Schneeleoparden, Masken, Tierkreiszeichen, Mandalas, Dzongs, Schmetterlinge und Orchideen, es schien nichts zu geben, was hier nicht schon mal mit Zackenrand erstellt wurde, ja sogar Hologramme und eine kleine Schallplatte wurden als Briefmarke herausgegeben. Die passenden Postkarten gab’s auch gleich dazu. Dann ging die Fahrt weiter zum "National Institute for Zorig Chusum " hier können Studenten die traditionellen Handwerkskünste des Landes erlernen. Überall durfte man als Tourist hineinschauen und fotografieren. Der kleine Souvenirshop war ein idealer Ort für den Erwerb bhutanischen Souvenirs. Auf einer kurvenreichen Strasse, ging unsere Reise weiter in Richtung Osten. Wir fuhren durch Kiefernwälder und kleine Dörfer zum 3140 m hohen Dochu La (La bedeutet Pass). Nahezu überall entlang der Strassen waren Gebetsfahnen zu erblicken. Beim Dorf Hongtsho auf 2880 m Höhe wo viele Apfel-und Birnbäume angebaut wurden, machten wir einen Halt und kauften am Strassenrand Obst dass hier tütenweise angeboten wurde. Da Bhutan aus 20 sogenannten Kantonen besteht gibt es nach wie vor kontrollierte Grenzübergänge, und so mussten wir hier am Ortsende von Hongtsho eine Kontrollstelle passieren. Nach etwa einer guten Stunde hielten wir am höchsten Punkt den wir während unserer Reise erreichen sollten, dem 3088 hohen Dochu-La. Wir bestaunten die 108 Chorten, die vor nicht allzu langer Zeit zu Ehren der Königinmutter errichtet wurden. Dass es gerade 108 Chorten sind, ist übrigens kein Zufall, diese Zahl gilt im Buddhismus als heilig und ist in zahlreichen religiösen Zusammenhängen anzutreffen. Über die angrenzende Waldlichtung spannte sich ein Gewirr aus Hunderten von grünen, gelben, roten, blauen und weissen, im Wind flatternden Gebetsfahnen. Wir hatten auf unserer Bhutan Reise schon einige Gebetsfahnen gesehen, aber nirgends so viele auf einmal wie hier. Ein mystischer Ort und so haben auch wir hier eine solche aufgehängt, denn dem Glauben nach trägt der Wind die guten Wünsche und die Gebete in den Himmel. Leider hatte es der Wettergott mit uns nicht so gut gemeint, denn bei klarer Sicht soll man von hier einen phantastischen Blick auf die schneebedeckten Berge des Himalayas haben. Nach einem ausgiebigen Fotostopp folgte eine kurze Rast im Dochula-Gästehaus. Auf der etwa 2 stündigen Weiterfahrt ins fruchtbare Punakhatal fielen uns vor allem die Vielfalt der Pflanzenwelt und die Grösse der Reisterrassen auf. Mit nur 1300 M.ü.M. ist Punakha mehr als 1000 Meter tiefer gelegen als Thimphu und der tiefste Punkt unserer Reise. Dort wo der Mo Chu und Pho Chu, Mutterfluss und Vaterfluss zusammen finden, steht wie ein riesiges Schiff der Dzong von Punakha, der Schönste und Wichtigste Bhutans. Er stellte im 17. Jh. die Sperre für immer wieder anrückende tibetische Armeen in einem jahrhundertealten Religionsstreit dar. Wie alle Dzongs ist er Klosterburg, Tempel und Sitz der Bezirksregierung in einem. Er diente den Königen über viele Jahrzehnte im Winter als Regierungssitz, da hier auf einer Höhe von etwa 1.350 Metern ein vergleichsweise mildes Klima herrscht. Noch heute verlegt der geistliche Führer Bhutans seinen Sitz während der kalten Jahreszeit von der Hauptstadt Thimphu hierher. Über eine Hängebrücke, die uns in Richtung einer riesigen Gebetsmühle führte, erreichten wir die Anlage, dann ging's über eine steile Holztreppe durch ein schweres Eingangstor in die Klosteranlage hinein. Wir besichtigten die Gebetshalle, ein Meisterwerk an einheimischer Schnitz-und Malkunst. 1993 wurde hier übrigens das grösste je hergestellte Thongdrel, ein religiöser Wandteppich mit Applikationen auf Seidenbrokat, vom König und dem Je Khenpo, in einer dreitägigen Feier geweiht. Durch das malerische Tal von Punakha, welches zum fruchtbarsten Teil des Landes gehört, führte uns unsere Reise weiter durch eine wunderschöne Landschaft. Vom Dorf Lobesa, dessen Hauswände mit riesigen Fruchtbarkeitssymbolen, einem Penis, geschmückt waren, wanderten wir durch Reisfelder, entlang eines kleinen Baches und beobachteten dabei die fröhlich arbeitenden Bauern. In diesem Teil Bhutans wird die seltenste Reisart der Welt angebaut, roter Reis, da aber die Ernte nur einmal jährlich stattfindet ist der Ertrag sehr klein. Wie immer wieder in diesem Land waren wir auch hier von der herrlichen Landschaft beeindruckt. Idyllisch zwischen diesen Reisfeldern liegt auf einem kleinen Hügel der Chime Lakhang, ein kleiner Tempel, zu dem kinderlose Paare pilgern. Vor dem Tempel beobachteten wir kleine Mönche in roten Gewändern, mit ungewöhnlich ernsten Gesichtern beim Spielen. Auch hier werden, wie überall am Fusse des Himalayas Kinder bereits im Alter von 3 oder 4 Jahren von den Eltern ins Kloster geschickt damit der Staat für ihren Lebensunterhalt sorgt. Das verbessert zwar die Aussichten der Familie für künftige Wiedergeburten, nicht unbedingt aber das Lebensglück der Kleinen in der Gegenwart. Im Laufe der Zeit legen diese Kinder verschiedene Gelübde ab und werden so vom Novizen zum Mönch. Dann ging unsere Fahrt weiter in Richtung Wangdue Phodrang, der letzten Stadt die man auf der wichtigsten Verbindungsstrasse durchquert bevor man nach Zentralbhutan gelangt. Der gesamte Ort wird von mächtigen Dzong beherrscht, der zu den beeindruckendsten Bauwerken Bhutans gehört und auf einer Landzunge inmitten zweier zusammentreffender Gebirgsflüsse steht. Wir besichtigten den wunderschönen Innenhof, in dem alljährlich im Herbst ein farbenprächtiges Festival, zu dem die Bewohner der umliegenden Dörfer zusammenströmen, stattfindet. Übrigens soll der Dzong als Einziger noch mit alten Holzschindeln gedeckt sein, die von Steinen beschwert werden. Da in Wangdue Markt war, hatten wir das Glück noch schnell ein paar Blicke auf das bunte Treiben zu werfen. Auf der Rückfahrt  nach Thimpu machten wir noch einen Stopp beim Simtoka Dzong, diese Klosterburg ist die älteste erhaltene ihrer Art in Bhutan und beherbergt seit 1961 unter anderem auch die Tigney-Schule für Mönchsstudien. Sie steht allerdings auch nicht-religiösen Schülern offen welche die bhutanische Nationalsprache erlernen möchten. Beim Betreten des Klostervorplatzes stach uns zuerst einmal die grosse Gebetsmühle ins Auge, welche mit Schnitzereien von buddhistischen Figuren geschmückt war. Im Innern des Gebäudes konnten wir herrliche Fresken und Schiefer-Schnitzereien betrachten. Da Patrick beim den Leiter der Malschule ein Souvenir aus der Schweiz abgeben wollte, besuchten wir die angegliederte Malschule, und schauten den Schülern beim Fussball zu. Dann setzten wir unsere Fahrt nach Thimpu fort. Den späteren Nachmittag verbrachten wir nochmals mit einem Spaziergang durch Thimphus Haupteinkaufsstrasse und hatten endlich Zeit ein Auge durchs Fenster der geschlossenen „Swiss Bakery“, welche gleich neben unsrem Hotel lag, zu werfen. Der Besitzer, Turi Christen, ist ein früherer Eidgenosse und wurde in Bhutan eingebürgert seitdem will er nur noch als Tanzing Dorji angesprochen werden. Sein Café ist ein Treffpunkt für die „bessere Gesellschaft“ in der Hauptstadt. Trotz seiner abgeschiedenen Lage und seiner langen Isolation ist Bhutan erstaunlich modern. Zwar prägen Bhutaner in ihrer traditionellen Kleidung das Stadtbild der Hauptstadt Thimphu. Männer tragen den sogenannten Go, der fast wie ein japanischer Kimono geschnitten ist und bis zu den Fesseln reicht und mit dem Gürtel um die Hüfte zusammengehalten wird. Bei offiziellen Angelegenheiten gehört ein Zeremonialschal dazu, die Tracht der Frauen, die Kira besteht aus einem rechteckigen Stück Stoff 2 x 2,5 m gross. Es wird um den Körper drapiert, an den Schultern mit zwei Silberspangen und in der Taille mit einem Gürtel zusammengehalten. Die Nationaltracht wird von allen Bhutanern, vom König bis zum Bauern, getragen. Die Stadt erinnerte uns mehr an eine Kleinstadt in der Schweiz als an eine Hauptstadt in Südasien. Alle Häuser, selbst Tankstellen und Autohäuser, wurden im traditionellen bhutanischen Holzhausfachwerkstil gebaut. Auffällig war für uns auch  die Fröhlichkeit der Bhutaner, sie waren von einer inneren Heiterkeit an die man sich als Besucher noch lange erinnern wird. Am nächsten Tag stand noch die Besichtigung von Paro auf dem Programm. Da es seit gestern Mittag ununterbrochen heftig geregnet hatte konnten wir unterwegs leider keinen Blick auf den eisigen Gipfel des heiligen Berges „Jomolhari" werfen, trotzdem wurden wir mit einer schönen Aussicht auf die Landschaft belohnt. Das Paro-Tal hat seinen ländlichen Charakter bewahrt, Reisfelder ziehen sich entlang des Paro Wildbaches bis an die Seitenränder der begrenzenden Hügel, bunte Häuser mit ihren holzgeschnitzten breiten Fensterrahmen blicken von den Hängen. Trotz schlechtem Wetter konnte unser Tagesprogramm durchgeführt werden. Als erste Sehenswürdigkeit schauten wir uns den Ta Dzong an, der ursprünglich als Wachtturm gebaut wurde und nun das bhutanische Nationalmuseum beherbergt. Auf 6 Etagen waren nicht nur schöne Buddhafiguren und Thankas, sondern auch Gegenstände des täglichen Lebens, ausgestopfte Tiere, Trachten und Briefmarken zu besichtigen Im zweiten Stock befand sich eine Kapelle mit einem Lebensbaum, der die verschiedenen Schulen des tibetisch-tantrischen Buddhismus aufzeigt. Darüber hinaus ist die gewaltige Architektur des Gebäudes und die wunderschöne Innendekoration selbst eine Sehenswürdigkeit. Nach diesem Besuch machten wir uns auf den Weg zum Kyichu Lhakhang, dem letzten Kloster dass wir auf unserer Reise besichtigten. Der Tempel gehört zu den wichtigsten religiösen Hochburgen des Königreichs, er wurde auf einem Felsvorsprung errichtet und stammt vermutlich aus dem 7. Jahrhundert. Im Altarraum konnte man eine der heiligsten Statuen des Landes anschauen, Buddha im Alter von acht Jahren. Lhakhang sind übrigens ziemlich kleine, einfach konstruierte und gewöhnlich einstöckige Tempel, die um einen Innenhof gebaut und über und über mit Malereien bedeckt sind. Anschliessend besichtigten wir ein traditionelles bhutanisches Bauernhaus und erhielten so ein wenig Einblick in das alltägliche Leben der Bevölkerung. Die Bauernhäuser sind farbenfroh und werden aus Lehm und Holz erbaut, traditionellerweise ohne Verwendung von Nägeln. Da die Häuser den harten Winter aushalten müssen besitzen sie einen grossen Trockenspeicher auf dem Dach. Meistens sind sie von einem Garten umgeben, in den die Bewohner Gemüse zum Eigenverbrauch anbauen. Das von aussen gross aussehende Haus war im Innern sehr einfach eingerichtet und bestand aus drei Stockwerken. Da die unterste Etage für die Tiere genutzt wurden betraten wir das Haus durch den „Stall“. Die Familie selbst lebte im mittleren Bereich und hier stand auch ein spezieller Bereich zum Beten zur Verfügung. Gekocht wird meistens mit Holz und das Essen besteht vor allem aus grosszügig mit Chili gewürztem Fleisch, Getreide, Reis und Gemüse, gesalzener Buttertee wird zu allen möglichen Gelegenheiten getrunken. Auf unserer Weiterfahrt machten wir einen Tee-Halt im vornehmsten Hotel von Bhutan, dem Zhiwa Ling, dieses wurde im Stile eines Dzongs erbaut. Wir genossen es am offenen Kamin die Finger zu wärmen und die nassen Füsse zu trocknen und waren froh, dass sich gegen Abend das Wetter langsam besserte. Am letzten Tag unseres Aufenthalts in Bhutan starteten wir zum Höhepunkt unserer Reise, dem Besuch des Taktshang Lhakang. Nach einem ausgiebigen Frühstück starteten wir mit dem Bus bis zum Satsam Chorten, hier begann der anstrengende Aufstieg zum bekanntesten Kloster Bhutans, dem Tigernest. Trotz leichten Regen machten wir uns den auf steilem Weg, zuerst ging es gemächlich durch einen Kiefernwald bergan. Dann wurde der Weg steiler, ab und zu begegneten wir Pilgern mit Gebetsmühlen in der Hand, die den Aufstieg leichtfüssig bewältigten. Auf halber Höhe machten wir eine kleine Pause und drehten an einer übergrossen Gebetsmühle. Immer wieder hatten wir schöne Ausblicke auf die Berge und das Tigernest, das wie ein Schwalbennest an der dunklen Felswand klebte. Gebetsfahnen zeigten die Nähe des Klosters an. Nach einer Stunde Gehzeit, etwas ausser Atem, kamen wir in der Taktsang-Cafeteria in 2700 m Höhe an wo wir die Möglichkeit hatten eine Teepause einzulegen. In schönstem Sonnenlicht lag das Tigernest nun vor uns. Während der Rest der Gruppe bis hinauf zum Tigernest „kletterte“ machten wir es uns hier zu dritt gemütlich, genossen die Ruhe und eine feine Tasse Tee. Den Namen Tigernest hat das Kloster einer alten Legende zu verdanken, der zufolge der Buddha Guru Rinpoche auf dem Rücken eines Tigers zu diesem Kloster geflogen sein soll. Das Kloster wurde auf einem über 3000 Meter hohen Felsen gebaut, 700 Meter über dem Paro Tal. Der Tempelkomplex gehört zu den meistverehrten Pilgerzielen der gesamten Himalaya-Region. Auch der Wettergott meinte es mittlerweile wieder gut mit uns, die Sonne begann durch die Nebelschwaden zu scheinen die Anfangs wie Geisterfahnen um den Felsen wogen und tauchte die Klosteranlage in ein mystisches Bild. Dieser Anblick und die Aussicht auf das Paro Tal entschädigte uns absolut für die Strapazen. Zum Abschluss des Tages bummelten wir noch etwas durch Paro. Die Häuser an der Hauptstrasse wurden alle im traditionellen Stil erbaut und mit bunten Mustern bemalt, sie überboten sich förmlich an Schönheit. Typisch waren auch die mit Chilischoten übersäten Wellblechdächer, diese werden dort einen Monat lang zum Trocknen hingelegt. Zu ebener Erde befanden sich kleine, für ein Bergdorf typische Läden, die die Einwohner mit den wichtigsten Waren versorgen. In dem kleinen Ort herrschte überhaupt keine Hektik und wenig bis gar kein Verkehr.Am Abend durften wir einer Darbietung mit Musik und Tanz aus Bhutan beiwohnen. Dann war das letzte gemeinsame Nachtessen angesagt, nachher verabschiedeten wir uns von unserem Reiseleiter Dorji, dem Chauffeur Tensing und einem Teil unserer Reisegruppe welche nach Nepal weiter reiste. Am Morgen hiess es vom "Land des friedlichen Drachen" Abschied nehmen. Auf dem kurzen Weg zum einzigen Flughafen des Landes fuhren wir nochmals am grossen Dzong vorbei. Das einzige Flughafen Gebäude im Lande wurde im Pagoden-Stil erbaut und mit Holzschnitzereien und Wandgemälden reich verziert, es dürfte eines der schönsten auf der ganzen Welt sein. So zeigte sich uns auch hier nochmals Bhutans traditionelle Bauweise. Natürlich war hier auch das Bodenpersonal in Nationaltracht gekleidet. Mit ca. 30 Min. Verspätung verliessen wir Bhutan, das Land des Donnerdrachens, mit einem Airbus der staatlichen Fluggesellschaft Druk Air. Der Flug war sehr eindrücklich, langsam hob sich das Flugzeug durch das enge Tal, es schien, als würden die Flügel der Maschine die Berge streifen. Dann flogen wir auf Augenhöhe an den Gipfeln des schneebedeckten Himalaya-Massiv entlang, vorbei an den höchsten Bergen der Welt, Lhotse, Mt. Everest... Wer einmal den Himalaya, diesen gewaltigsten Gebirgszug unserer Erde gesehen hat, wird immer aufs Neue der Faszination seiner Landschaften, seiner zahlreichen Volksgruppen mit den unterschiedlichsten Kulturen und seinen Mythen erliegen. So endete eine Reise in die stille Welt der Langsamkeit, wo Tempel und Klöster zum Verweilen einluden, wo man in eine Welt versetzt wurde die so anders war als die Trampelpfade des globalen Tourismus, eine Welt, die in sich geschlossen noch nach alten Traditionen lebt.